Als Donald John Trump, Präsident der Vereinigten Staaten am 9. Oktober 2025 vor Journalisten im Weißen Haus, Washington, D.C. ankündigte, dass er "vielleicht schon am Samstag, wahrscheinlich aber am Sonntag" in den Nahen Osten reisen könnte, schlug gleich ein neues Kapitel im seit 2023 andauernden Gaza-Konflikt auf. Kurz danach bestätigten Isaac Herzog, Staatspräsident von Israel und Benjamin Netanyahu, Ministerpräsident von Israel, dass ihre Regierungen die erste Phase von Trumps Friedensplan akzeptiert hätten – ein Deal, der die Freilassung von zwanzig Geiseln gegen rund 2 000 palästinensische Gefangene vorsieht.
Hintergrund der Verhandlungen
Die indirekten Gespräche zwischen Israel und der islamistischen Gruppe Hamas begannen offiziell am 6. Oktober in Kairo, Ägypten. Unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars wurden täglich mehrere Runden per Telefon und in geheimen Räumen geführt. Steven R. Witkoff, Trumps Sonderbeauftragter für den Nahen Osten, und sein Schwiegersohn Jared Corey Kushner, Senior Advisor, reisten am 9. Oktober nach Kairo, um die ``dritten`` Verhandlungspartner – Ägypten und Katar – zu koordinieren.
Die drei Pfeiler von Trumps Friedensplan
- Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Geiseln.
- Komplette Entwaffnung und politische Entmachtung der Hamas.
- Schrittweiser Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.
Der Plan wurde von Trumps Team als "starker, dauerhafter und ewiger Frieden" beschrieben. Der erste Pfeiler, also der Geisel‑Deal, ist bereits praktisch umgesetzt – ein Hinweis, dass das Verhandlungsklima erstaunlich gut sei.
Reaktionen aus Jerusalem und dem Gazastreifen
Isaac Herzog bezeichnete das Ergebnis als "historisch" und schlug sogar vor, Trump den Friedensnobelpreis zu verleihen. "Ein Präsident, der aktiv hilft, Leben zu retten – das ist selten", sagte Herzog in einem Telefoninterview mit ZDFheute. Netanyahu versprach, das Kabinett am selben Tag, dem 9. Oktober, zur Abstimmung zu bringen. In einem kurzen Statement betonte er: "Wir werden die Vereinbarung wahren und unsere Truppen an die vereinbarte Linie zurückziehen."
Hamas‑Sprecher Ahmed Abu Al‑Rahman äußerte sich ebenfalls positiv, wies aber darauf hin, dass die zweite Phase – die vollständige Entwaffnung – "immens schwierig" sei. "Wir stehen bereit, aber Sicherheit und das Leben unserer Menschen stehen an erster Stelle", erklärte er.
Warum die Gefahr jetzt noch größer ist
Der Durchbruch fällt auf den zweiten Jahrestag des Hamas‑Angriffs vom 7. Oktober 2023, bei dem mehr als 1 400 Menschen getötet wurden. Viele Analysten sehen die aktuelle Einigung als Chance, den Teufelskreis von Vergeltung und Gegenangriff zu durchbrechen. Der US‑Beteiligung wird dabei ein starkes Signal zugeschrieben: "Wenn Amerika ernsthaft mitzieht, könnte das den nötigen politischen Druck erzeugen, den die Verhandlungspartner brauchen", meint Nahost‑Experte Dr. Leila Mansour vom Deutschen Institut für Internationale Studien.
Trumps geplante Reise: Was wir erwarten können
Trump selbst sagte, er werde "sehe die Situation vor Ort und unterstütze die Umsetzung persönlich". Die Route ist noch nicht final – mögliche Stationen sind neben Israel und Ägypten auch Katar, die Türkei und eventuell die Westbank. Experten vermuten, dass Trump in Jerusalem mit Herzog, Netanyahu und Vertretern der Hamas zu einem runden Tisch zusammenkommen will, um die nächsten Schritte zu besprechen.
Die Reise könnte damit auch ein Signal an die internationale Gemeinschaft senden, dass die USA wieder aktiv als Friedensmediator auftreten wollen – ein Bild, das nach den vorherigen Administrationen stark geschwächt war.
Offene Fragen und nächste Schritte
Obwohl die erste Phase greifbar ist, bleiben zahlreiche Unsicherheiten: Wie wird die Entwaffnung der Hamas konkret aussehen? Welche Mechanismen garantieren den Abzug der israelischen Truppen ohne neue Gewaltspiralen? Und – vielleicht die drängendste Frage – wird die internationale Gemeinschaft, insbesondere die EU, die USA finanziell und politisch unterstützen?
Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Vereinbarung im Kabinett von Netanyahu bestätigt wird und ob Trump tatsächlich seinen geplanten Nahost-Trip antritt. Sollte beides zustande kommen, könnte das ein Wendepunkt für einen der hartnäckigsten Konflikte der Moderne werden.
Häufig gestellte Fragen
Wie beeinflusst der Geisel‑Deal die humanitäre Lage im Gazastreifen?
Der Austausch von 20 israelischen Geiseln gegen rund 2 000 palästinensische Gefangene verringert sofort das Leid auf beiden Seiten. Gleichzeitig erleichtert er den Zugang humanitärer Hilfsgüter, weil die Sicherheitslage stabiler wird und internationale NGOs leichter operieren können.
Welche Rolle spielt Ägypten in den Verhandlungen?
Ägypten ist seit 1979 ein Schlüsselmediator im Nahost‑Konflikt. In Kairo dient es als neutraler Treffpunkt, stellt Logistik bereit und garantiert die Sicherheit der Gespräche. Ohne die ägyptische Vermittlung wäre ein direkter Kontakt zwischen Israel und Hamas kaum denkbar gewesen.
Warum ist die zweite Phase des Plans besonders schwierig?
Die vollständige Entwaffnung der Hamas bedeutet, das militärische Arsenal und die Führung zu zerschlagen – ein Vorhaben, das tief in den Strukturen der Organisation verankert ist. Hamas betont, dass jede Demilitarisierung mit einem Existenzrisiko für die palästinensische Bevölkerung einhergehen könnte, weshalb Verhandlungen hier besonders komplex sind.
Wie wird die internationale Gemeinschaft auf Trumps Nahost‑Reise reagieren?
Viele Länder, insbesondere die EU und die UNO, beobachten die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Während einige die erneute US‑Engagement begrüßen, warnen andere davor, dass ein zu einseitiger Ansatz die Friedensbemühungen destabilisieren könnte. Dennoch ist die Erwartung hoch, dass ein Besuch Trumps diplomatisches Momentum erzeugt.
Was bedeutet der Plan für die Bewohner des Gazastreifens?
Kurzfristig könnte der planmäßige Truppenabzug Zugänge für Wiederaufbau‑ und Hilfsprojekte öffnen. Langfristig hängt alles von der Umsetzung der zweiten Phase ab – also davon, ob die Hamas dauerhaft entwaffnet wird, ohne dass die zivile Infrastruktur zerstört wird.